Henry Kandler wurde 1929 in Stuttgart geboren als Heinz Kahn. Die Machtergreifung der Nazis berührte ihn zunächst nur wenig, doch litt er sehr, als er nicht mehr mit seiner Großmutter ins Schwimmbad gehen durfte. Er erlebte, wie sein Vater in der Pogromnacht verhaftet und nach Dachau verschleppt wurde und wie dieser darunter litt, dass er gezwungen wurde, seine Firma zu einem Schleuderpreis zu verkaufen. Er selber musste nach der Pogromnacht seine Schule, die Falkertschule, verlassen. Anfang 1939 wurde er von seinen Eltern zusammen mit seinem jüngeren Bruder als 9-Jähriger mit einem „Kindertransport“ nach England geschickt, um die beiden vor dem Zugriff der Nazis zu retten. In England lebte er in vier verschiedenen Familien. Später setzte er sich in seinem Beruf als Psychiater mit den Auswirkungen solcher Erfahrungen auseinander. Erst nach fünf Jahren sah er 1944 seine Eltern wieder, die in letzter Minute in die USA fliehen konnten. Den Großeltern gelang die Flucht nicht mehr. Sie wurden von den Nazis deportiert und ermordet. Die Erinnerung an sie und ihr Schicksal begleitet ihn sein ganzes Leben.
Jugendliche: David Frank und Nicolas Sacherer
Mitwirkende: Susanne Gauger-Bouché
Der Stolperstein für Paul Kahn, Großvater väterlicherseits von Henry Kandler, liegt in der Hauptmannsreute 10, in Stuttgart-Nord,
Die Stolpersteine für Martin und Laura Loeb, Großeltern mütterlicherseits von Henry Kandler, liegen in der Hohenzollerstr. 12, in Stuttgart-Süd.